Kreuzbandrisse im Fußball: Frauen mit höherem Risiko
Lena Oberdorf gehört zu einer Gruppe von Betroffenen: Aktuell fehlen insgesamt 16 Spielerinnen den Teams der Fußball-Bundesliga aufgrund von Kreuzbandrissen. Es gibt medizinische Gründe dafür, warum Fußballerinnen scheinbar öfter als ihre männlichen Pendants von dieser schweren Knieverletzung heimgesucht werden. Zu den Ursachen zählen unter anderem der weibliche Zyklus und die Phase der Landung beim Spiel, wie Prof. Dr. Daniel Günther, Oberarzt für Knie- und Sporttraumatologie im Krankenhaus Köln-Merheim, in einem Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst erklärt.
In der Ovulationsphase ihres Zyklus, also rund um den Eisprung, "haben Frauen offenbar ein etwas weicheres Bindegewebe", so Günther. Seine eigenen Untersuchungen haben ergeben, dass in dieser Zeit "eine grössere Instabilität besteht im Vergleich zu anderen Phasen des Zyklus", erläutert der Experte. Zudem bergen Landungen beim Sport für Frauen nach Ansicht Günthers ein höheres Verletzungsrisiko, weil sie bei der Aufsetzung leicht eine X-Bein-Haltung einnehmen.
Bezüglich der Prävention sieht Günther noch Raum für Fortschritte: "Trotzdem wurde in den letzten zehn Jahren bereits enorm viel erreicht." Es existieren "spezifische Übungen oder Programme, etwa von der FIFA oder der Deutschen Kniegesellschaft, die sich gezielt mit der Vorbeugung beschäftigen."
Die Methoden zur Operation nach einem Kreuzbandriss haben sich in den jüngsten Jahren weiterentwickelt, betont Günther, und die Nachsorgephase ist "stetig besser geworden". Deshalb bedeutet ein Kreuzbandriss heutzutage nicht mehr zwangsläufig das Ende einer Karriere. Nach einem zweiten Riss, wie ihn Oberdorf nun erlebt hat, ist die Rückkehr jedoch anspruchsvoller, "die Operationsmethode muss angepasst werden", erklärt Günther. Ausserdem benötigen die Athletinnen "nach einer erneuten Ruptur eine stärkere mentale Unterstützung".