Stadionsicherheit: Politik verzichtet auf drastische Maßnahmen
Keine individuellen Eintrittskarten und keine Technik zur Gesichtserkennung solange keine Notwendigkeit besteht, stattdessen mehr Verantwortung für die Vereine und eine neutrale Kommission für Ausschlüsse aus Stadien: Nach umfangreichen Debatten zur Sicherheit in den Arenen hat die Politik vorerst auf harte Schritte verzichtet. Die Konferenz der Innenminister IMK hat am Freitag in Bremen ihre Ergebnisse vorgestellt und die Bedenken von Anhängern und Organisationen scheinen Früchte getragen zu haben.
"Wir sind uns über eine deutliche Linie einig geworden: Gespräche statt Auseinandersetzung. Gemeinsam mit den Clubs und den Zuschauern teilen wir das Ziel, dass sich alle im Stadion wohlfühlen", erklärte der Innensenator von Bremen und Leiter der IMK Ulrich Mäurer von der SPD bei einer Medienrunde im Parkhotel der Hansestadt. Zum kontroversen Punkt der Stadionausschlüsse kommentierte der Vertreter: "Für die Verbote legen wir bundesweit gleiche Kriterien fest durch eine zentrale unabhängige Stelle. Deutliche Vorgaben und offene Prozesse sorgen für besseren rechtlichen Schutz bei allen Beteiligten."
Weitere Bereiche erfordern nach Ansicht von Mäurer fortlaufende sorgfältige Anstrengungen, etwa im Umgang mit Pyrotechnik: "Ein kleiner Kreis missbraucht die Stadien für Aggressionen und belastet die ruhige Mehrheit. Darauf reagieren wir entschlossen, doch mit Bedacht und in Austausch mit allen Seiten", betonte Mäurer.
Der Innensenator aus Hamburg Andy Grothe bezeichnete die Fortschritte als bedeutsam. "Dazu zählt die Übereinkunft über eine bundeszentrale Kommission für Verbote sowie eine einheitliche Handhabung im ganzen Land basierend auf festen Richtlinien", erläuterte Grothe. Die Entscheidungsträger planen die Maßnahmen "gezielt einzusetzen gegen die wenigen, die für Unruhen sorgen", so der Politiker: "Kein pauschaler Ansatz gilt hier." Zu diesem Punkt stehe man "fast an einer Einigung".
Seit dem Mittwoch berieten die Innenminister aus Bund und Ländern in der Hansestadt. Bezüglich Pyrotechnik fielen keine Beschlüsse, das Thema kommt im Juni zur nächsten Runde wieder auf den Tisch.
Die Deutsche Fußball Liga DFL reagierte vorab auf die IMK Empfehlungen und ergriff am Donnerstagabend neue Schritte zur Verbesserung der Stadionsicherheit. Die Teams der oberen Ligen erweitern ihr Sicherheits team personell und sorgen für bessere Ausbildung. Zudem steigt die Anzahl der Fanbetreuer.
Durch diese Schritte übernimmt der professionelle Fußball in Deutschland "die Verantwortung für ein geschütztes Erlebnis im Stadion und eine lebendige Atmosphäre bei Spielen", hieß es in der DFL Mitteilung: "Außerdem entsteht die Basis, um die Einsätze der Polizei weiter zu verringern (...)" Dies war eine Kernforderung der IMK.
Praktisch bedeutet das, dass jeder Verein zukünftig einen Leiter für Veranstaltungen sowie wenigstens einen Sicherheitsverantwortlichen in Festanstellung hat, bei Bundesliga Clubs mindestens zwei.
Vor der IMK Tagung protestierten Fans über Wochen heftig gegen strengere Kontrollen in den deutschen Stadien. Ebenso sprachen sich DFL DFB und die Klubs gegen eine von Politikern geplante Verschärfung der Zutrittsregeln aus.