Schalke-Verteidiger Kurucay: "Der Fußball hat mich gerettet"
Der Verteidiger Hasan Kurucay von Schalke 04, dem Herbstmeister der Zweiten Bundesliga, feiert gerade eine starke Phase. Der in Dänemark geborene Spieler hat jedoch auch viel härtere Momente hinter sich. "Ohne Fußball säße ich vielleicht heute an einem völlig anderen Ort", erklärte der 28-Jährige in einem Gespräch mit der WAZ. Danach redete er offen über die harten Bedingungen seiner Kindheit in Odense, Dänemark.
"In dem Viertel, in dem ich groß geworden bin, ist es einfach, auf Abwege zu geraten. Ich selbst habe früher Sachen gemacht, die ich heute bereue", berichtet Kurucay. Er kam im Sommer von OH Leuven, einem Club aus der belgischen ersten Liga, nach Gelsenkirchen. Neben der dänischen besitzt er auch die türkische Staatsbürgerschaft.
Bis er 18 Jahre alt war, lebte er bei seinen Eltern, die als türkische Gastarbeiter nach Odense gekommen waren. "Sie wohnen immer noch dort. Es lockt vieles in die Irre, die Kriminalität ist hoch, [...] und einige meiner alten Freunde sitzen im Knast", so Kurucay.
In seiner Jugend hatte er deswegen einen schlechten Ruf. "In Dänemark galt ich als das Kind aus dem Ghetto, das nur Ärger macht. Statt Unterstützung gab es von vielen nur verbale Angriffe gegen mich. Ich spielte damals vor 50 Zuschauern, fast kein Verein wollte mich mehr", erzählte Kurucay. Als türkischer Juniorennationalspieler musste er sogar über die dritte dänische Liga gehen, um im Profibereich Fuß zu fassen.
Heute zeigt sich der zentrale Abwehrspieler in Königsblau als echter Anführer. In 14 Partien der Zweiten Liga traf er dreimal, und mit S04 stellen sie die solide Verteidigung der Saison. Er ist stolz auf seinen schweren Weg: "Als es hieß, entweder Chaos anzuzetteln oder Fußball zu treiben, wählte ich den Sport. Der Fußball hat mich gerettet und vor großen Problemen geschützt", betonte Kurucay.
Sein "größter Traum" ist es, "einmal für die Türkei bei einem großen Wettbewerb aufzulaufen". Kurucay meinte: "Der Pfad ist lang, doch ich gebe immer alles, um dorthin zu kommen."