Nagelsmann und sein American Dream: Wir können jeden Gegner besiegen

Nagelsmann und sein American Dream: Wir können jeden Gegner besiegen

Julian Nagelsmann hielt sich mit seinen Worten zurück. Eine Kampfansage für die WM an die Top Teams? Ein Versprechen des Titels an die Fans? Nein. "Ich teile jetzt nicht alle meine Gedanken mit, das könnte klüger sein", erklärte der Nationaltrainer, der für seine kühnen Aussagen zur Weltmeisterschaft bereits scharfe Kritik abbekommen hatte. Wer die Andeutungen verstand, erkannte jedoch: Natürlich ist Nagelsmann nach dem starken Auftritt im letzten Qualifikationsspiel hochmotiviert, seinen Traum in Amerika zu verwirklichen und 2026 den fünften Stern zu holen.

Seine Teammitglieder formulierten das ambitionierte Ziel nach dem überzeugenden 6:0 Sieg (4:0 zur Pause) gegen die für den DFB bedrohliche Slowakei ebenfalls aus. "Wenn wir so agieren, spielt es keine Rolle, ob der 46. der Rangliste oder der Spitzenreiter antritt", betonte Verteidiger Nico Schlotterbeck, "dann sind wir in der Lage, jeden zu überwinden. Wir streben Erfolg an. Ich reise zur WM, um den Pokal zu erringen!"

Ist das tatsächlich machbar? Vom Beinahezusammenbruch gegen Luxemburg (2:0) zum Kandidaten für den Titel in nur wenigen Tagen? "Wir können nicht in jedem Spiel von einer Extreme zur anderen wechseln, das finde ich zu oberflächlich", erwiderte Nagelsmann und unterstrich: "Wir blicken auf die Konkurrenz, sobald wir gegen sie stehen, bis dahin konzentrieren wir uns auf uns selbst."

Aber der Blick auf die eigene Leistung vermittelt laut Joshua Kimmich ein positives und ermutigendes Bild. "Viele wichtige Spieler kehren zurück", äußerte er in Erwartung, dass im WM Jahr wieder auf Kernkräfte wie Marc André ter Stegen, Antonio Rüdiger, Jamal Musiala oder Kai Havertz gezählt werden kann, "und durch die neuen Talente, die hinzukommen, werden wir noch robuster."

Der Kapitän erwähnte speziell die U21 Nationalspieler Lennart Karl und Tom Bischof, ebenso lobte er Nathaniel Brown, den Torneuling Assan Ouédraogo oder Felix Nmecha. Diese jungen Kräfte und andere Nachwuchsspieler im Aufgebot hätten den Vorteil, "die vergangenen zwei Weltmeisterschaften nicht miterlebt zu haben", erklärte er. Das bringe der deutschen Mannschaft trotz aller Routine auch eine gewisse Leichtigkeit. "Das sind lauter Kerle mit Drive und Appetit darauf."

Auch Rudi Völler, der früher den Satz geprägt hatte, Argentinien sei "nicht überlegen gegenüber uns", hegt starkes Vertrauen, dass der große Erfolg möglich ist. "Man kann Julian, seinem Stab und dem Team nur Respekt zollen", sagte der Sportchef, "wir haben nicht nur tollen Fußball gezeigt, sondern auch die Duelle dominiert." Typisch deutsche Stärken. Die waren stets die Basis für siegreiche Turniere.

Deshalb plant Nagelsmann für die große WM in den USA, Mexiko und Kanada ein Team, das füreinander einsteht. "Der Zusammenhalt" , betonte er, "ist bereits solide." Durch die Länderspiele im März vermutlich in der Schweiz und gegen die Elfenbeinküste sowie im Mai und Juni gegen Finnland und in den USA gegen den Mitveranstalter soll er sich weiterentwickeln. Bald kann Nagelsmann dann auch mutiger von Titelerlehrträumen sprechen.