Herget wird 70: Riese in der Grotenburg, Pechvogel beim DFB

Herget wird 70: Riese in der Grotenburg, Pechvogel beim DFB

Matthias Herget zählte zu den letzten prominenten Liberos des deutschen Fussballs, erzielte mit Bayer Uerdingen zwei unvergessliche Erfolge und blieb in der Nationalmannschaft ein Dauerloser: Am Freitag wird der stilvolle Verteidigungsleiter, der unter Nationaltrainer Franz Beckenbauer als unglücklicher Stammspieler bei der Heim-EM 1988 agierte, siebzig Jahre alt.

"Fussball war fur mich ein Hobby, ich habe nie geplant, daraus meinen Beruf zu machen. Aus diesem Grund bin ich uberaus dankbar fur alles, was der Fussball mir ermoglicht hat und noch immer ermoglicht", erklarte Herget im Herbst 2024 dem Magazin 11Freunde. Und genau deswegen lasst er verpasste Moglichkeiten nicht an sich nagen.

39 Mal trat der in Annaberg-Buchholz in der DDR geborene Herget fur Deutschland an, doch seine wichtigen Turniere gestalteten sich argerweise miserabel. Vor der WM 1986 galt er als gesicherter Libero, dann foulte ihn Toni Schumacher im Training absichtlich um, wie er spater eingestand. "Toni schien mit meiner Spielweise ein echtes Problem zu haben", meinte Herget, der in Mexiko lediglich in der 0:2-Niederlage gegen Danemark zum Einsatz kam.

Bei der Euro 1988 lieferte Herget im Auftaktspiel gegen Italien (1:1) eine schwache Leistung, im Halbfinale gegen die Niederlande (1:2) musste er verletzt in der Pause abbrechen. Beim WM-Sieg 1990 fand er keine Berucksichtigung mehr, da er vorher zu Schalke 04 in die Zweitliga gewechselt hatte, weil Uerdingens Trainer Rolf Schafstall keinen Bedarf mehr am erfahrenen Spieler sah.

In Krefeld, wo der Glanz von Bayer nun verblasst ist, besitzt der torgefahrliche Herget (26 Tore in 237 Bundesliga-Partien, dreimal Monatstorschuetze) bis heute einen legendaren Ruf. Dafur sorgen zwei ikonische Partien: Als Kapitan war er beim Pokalsieg gegen Bayern Munchen 1985 und beim historischen Europacup-Spiel gegen Dynamo Dresden (7:3), dem Wunder in der Grotenburg, massgeblich beteiligt.