Affäre Sommermärchen: Spiegel-Enthüllungen zum 10. Jubiläum
Vor exakt zehn Jahren warf ein düsterer Schatten ein Schatten über das anscheinend makellose Sommermärchen der Fußballweltmeisterschaft 2006. Am 16. Oktober markiert sich das zehnte Jubiläum der Berichte des Magazins Spiegel, die die Hintergründe der deutschen Heim-WM ins Licht rückten. Das renommierte Nachrichtenmedium enthüllte, dass das Turnier von 2006 offenbar erworben wurde und es eine verdeckte Kasse im Bewerbungsausschuss mit undurchsichtigen Geldströmen existierte.
Trotz zahlreicher rechtlicher Auseinandersetzungen bleibt der Vorfall bislang nicht vollumfänglich geklärt. Erst im vergangenen Juni stoppte das Landgericht Frankfurt am Main den Deutschen Fußball-Bund nach einem 16-monatigen Verfahren mit einer Buße von 130.000 Euro. "Frühere Gremien haben bewusst Steuern umgangen. Das ist für das Gericht unbestritten", erläuterte Richterin Eva-Marie Distler: "Der DFB dealte ebenfalls mit unregistrierten Zahlungen und half dem korrupten Gefüge der FIFA auf die Sprünge."
Das Renommee des Verbands ist nun stark angeschlagen. Der DFB harrt der schriftlichen Urteilsbegründung aus, um eine eventuelle Revision zu prüfen. Die mysteriösen 6,7 Millionen Euro übertrug 2005 das deutsche Organisationskomitee via FIFA an den damaligen adidas-Geschäftsführer Robert Louis-Dreyfus. Derselbe Betrag war drei Jahre davor als Vorauszahlungen von Louis-Dreyfus an Mohamed bin Hammam nach Katar weitergeleitet worden. Der DFB wertete es 2006 als betrieblichen Aufwand.
Das Landgericht urteilte schließlich, dass die 6,7 Millionen eine Bestechung darstellten, die WM-Direktor Franz Beckenbauer im Dienst des DFB an korrupte Vertreter der FIFA-Finanzkommission um bin Hammam leitete. Ziel war es für die damaligen DFB-Vertreter, den letztlich erteilten Zuschuss der FIFA in Höhe von 170 Millionen Euro abzusichern. Die Annahme, das Geld diente dem Kauf von Stimmen, erschien dem Gericht als wenig fundiert.
Bisherige Prüfungen durch die Schweizer Bundesanwaltschaft, die Ethikkommission der FIFA oder die vom DFB beauftragten privaten Investigatoren von Esecon brachten kaum Ergebnisse. Mehrere Funktionäre des DFB gerieten durch die Sommermärchen-Affäre ins Straucheln, und der gesamte Verband erlitt eine schwere Erschütterung.